Eine gute Frage, was sagt man denn? Meist findet man die richtigen Worte nicht, weil man mit der eigenen Stimmung den anderen nicht auf die Nerven gehen will. Vielleicht reicht es einfach diese CD aufzulegen und sie sprechen zu lassen. „Ein Trauriger ist selten ein Sympathischer … schwer ist selten modern“, singt Jasmin Tabatabei auf dem titelgebenden Stück von Georg Kreisler. Doch die CD ist alles andere als unsympathisch oder altbacken. So richtig traurig ist die Scheibe eigentlich auch nicht. Einige Songs, wie Rheinhard Meys „Alle guten Dinge sind drei“ sind sogar sehr lustig und erzählen vom täglichen Chaos des Lebens mit Kindern. Fünf Jahre nach „Eine Frau“, Tabatabais hochgelobter erster Kollaboration mit dem Schweizer Saxophonisten David Klein, haben die Musiker sich wieder zusammengetan. Auf ihrem neuen Album präsentiert die Sängerin 14 Stücke – ein Mix aus Interpretationen bekannter Lieder und eigenen Kompositionen – die mit einer sehr entspannten Musik sowie intelligenten, wortwitzigen Texten aufwarten. mehr …
Schlagwort: Jazz
Lucia Cadotsch: Speak Low
Acoustic-retro-futurism – so nennt die Jazz Sängerin Lucia Cadotsch die Musik, die sie auf dieser CD präsentiert. Ich würde noch ein „minimalistic“ vorne dran hängen. Das beschreibt die Musik m.E. noch ein Stückchen besser. Ohne viel Schnickschnack, auf das Wesentliche beschränkt, lediglich von zwei Instrumenten begleitet (Petter Eldh am Kontrabass, Otis Sandsjö am Tenorsaxophon), singt die Wahlberlinerin aus Zürich 10 bekannte Standards aus dem Jazz und Musical-Songbook.
Der Grundton ihres ersten Solo-Albums ist tief, dunkel und schwermütig. Ausgewählt hat Cadotsch Standards mit überwiegend traurigen Texten. Sie handeln von Einsamkeit, Leid, Trauer, Tod. Das Album eröffnet mit brummenden Digeridoo-artigen Klängen, Bass und Sax in einer rätselhaften klingenden Disharmonie vereint. Zu diesen abwechselnd versetzten Tönen fügt sich die klare Stimme der Sängerin ein, die sich mal rauchig tief, mal schwebend leicht mit den schrägen Instrumentaltönen verwebt. Weiter lesen auf melodiva.de
Ausverkauft war es in der Düsseldorfer Jazz Schmiede, selbst Stehplätze gab es kaum noch, als am letzten Freitag-Abend dort das Cécile Verny Quartett auftrat. Das letzte Konzert des CVQ musste wegen einer Erkrankung der Sängerin abgesagt werden. „Meine Stimme war weg“, erklärt Verny später. An diesem Abend ist sie aber da, die Stimme. Und die ist wuchtig! Mit einem funkig-souligem Stück „Snow is Falling“ beginnt das Konzert. Bernd Heitzlers Bass wummert, der Sound ist gewaltig und laut und fährt sofort in die Beine der stehenden BesucherInnen, während die Sitzenden in ihren Stühlen wippen. Dann kommt Cécile, Zebra-gestreift auf die Bühne. Leise, mit mädchenhafter Stimme erzählt sie erst mal etwas über den Song, den sie gleich singen wird – er sei gewidmet den Sängerinnen Winehouse und Houston – um dann im Gesang zu zeigen, zu welcher Akrobatik ihre Stimmbänder in der Lage sind.
„Back to my own“ heißt das nächste Stück, etwas ruhiger aber immer noch mit einer gehörigen Portion Soul. Der ganze Abend klingt etwas funkiger und lockerer als das Konzert der letzten Tour. Vielleicht, weil der Druck eine neue Platte promoten zu müssen fehlt. (Das letzte Album „Memory Lane“ ist 2014 erschienen.) Die Musiker spielen freier, es grooved mehr, alle wirken weniger ernst und scheinen mit viel mehr Spaß dabei zu sein.
Neben dem Soul und Funk gibt Verny ein paar Balladen zum Besten, das Stück „I am broken“ etwa, ein ganz leiser Song, in dem die Sängerin nur vom Piano begleitet wird. Hier kommt die Bandbreite ihrer Stimme zum Vorschein, mühelose wechselt sie von hoher Kopfstimme zu tiefem Alt, fügt unerwartete Breaks ein. Genial! Mal wird es gospel-artig, mal feurig brasilianisch. An nur wenigen Stellen spielten die Musiker etwas zu laut für meinen Geschmack. Das waren aber wirklich Momentausnahmen. Insgesamt spürt man, dass die Musiker (Andreas Eichinger am Klavier, Lars Binder am Schlagzeug) ein hervorragend eingespieltes Team sind. Immerhin gibt es das Cécile Verny Quartett nun schon seit einem Vierteljahrhundert. Ein furioses Drum-Solo, ein Duett und einige poetische Balladen runden das Programm ab, bevor das Quartett den Abend mit einer Zugabe beendet, die genauso lebendig und funkig ist, wie das eröffnende Stück. Dann ist es schon 23:00 Uhr und ein wunderbarer, kurzweiliger Konzertabend geht zu Ende. Im Foyer stehen dann die Musiker, die keinerlei Berührungsängste mit ihrem Publikum haben, und plaudern mit den Gästen. Wie Cécile kurz davor auf der Bühne noch sagte, als sie sich vor ihrem Publikum verbeugte: „Wir sind Livemusiker. Ohne euch gäbe es uns nicht“.
Das CVQ ist in den nächsten Wochen noch auf Tour. Wer die Gelegenheit hat, diese phantastische Sängerin und ihre Band live zu erleben, sollte sie ergreifen.