Andrea Segre wollte eigentlich eine Dokumentation über die Folgen des Tourismus und die Fluten in der Lagunenstadt drehen. Dann kam die Pandemie, die Touristen verließen die Stadt und Segre filmte das leere Venedig. Seine Bilder wechseln sich ab mit alten Super 8-Aufnahmen aus dem Fundus seines Vaters, der gebürtiger Venezianer war. Dazwischen lässt er Einheimische zu Wort kommen – Menschen, die sich keinen anderen Ort zum Leben vorstellen können, obwohl der Tourismus ihre Stadt zerstört. Zum ersten Mal haben auch sie die sonst überfüllten Kanäle, Straßen und Plätze für sich. Mehr
Moleküle der Erinnerung – Venedig wie es niemand kennt
Italien 2020, Laufzeit: 71 Min., FSK 0
Regie: Andrea Segre
Stadtkind Pauline bekommt große Augen. „Papa, was ist das?“ fragt sie, als ein ihr unbekanntes Tier in Großformat auf der Leinwand erscheint, Kurz danach folgt bei einer Liebesszene „Papa, was machen die da?“, dann ein „Warum?“ und nach knapp 20 Minuten „Papa, ich will lieber in den Kindergarten“. Pauline und ihr Filmkritikerpapa verlassen das Kino.
Trotz des Prädikats „besonders wertvoll“ vermag der Film nicht die Aufmerksamkeit der kleinen Zuschauerin zu halten. Dabei sind die Bilder, die Dokufilmer Dominique Garing und Frédérique Goupil präsentieren, wirklich beeindruckend. Ihr Film – eine Mischung aus Dokumentation und Fiktion – zeigt, wie Bauernhoftiere unter freie, artgerechtere Haltung leben könnten. Auf der fiktiven Farm bekommen die Tiere dazu Gelegenheit als der Bauer ins Krankenhaus muss, und sie sich selbst überlassen sind. Neben den aus zahlreichen Bilderbüchern bekannten Top 10 , darunter Katze, Kuh, Kaninchen und Huhn, zeigt der Film auch weniger bekannte Tiere wie Marder oder Eule in ihrem natürlichen Habitat.
Außergewöhnliche Aufnahmen von Balzritualen, Nestbau und Geburtsszenen zeigen authentisches Tierleben. Und auch der Tod wird nicht ausgespart, „Es ist hart, groß zu werden“, sagt die Erzählstimme am Ende des Films, als die Ferkel in den Transporter steigen. Als Informationsfilm über die Art, wie Tiere leben ist diese ungewöhnliche Produktion hervorragend geeignet. Und weil der Film so gut gemacht ist, wünscht man ihm auch viele Zuschauer. Doch ich befürchte, dass die erzählte Story zu dürftig ist, um Kinder 90 Minuten lang zu fesseln.
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Regie: Dominique Garing
Deutsche Fassung erzählt von Luise Bähr
Kinostart: 9. September
FSK-Freigabe: Ohne Altersbeschränkung