Vor wenigen Jahren zählte die Journalistin Katarina K. (Name geändert) noch zu den Gutverdienern im Lande. Als fest angestellte und über Tarif bezahlte Redakteurin konnte sie sich ein angenehmes Leben leisten. Eingekauft wurde, was gefiel. Konzert-, Kino- und Restaurantbesuche unternahm die Redakteurin regelmäßig mit Freunden. Auch die über zweihundert Euro Elternbeitrag die ein Ganztags-Kindergarten-Betreuungsplatz damals in der zweitteuersten Stufe kostete, waren für die Alleinerziehende kein Problem. Ob sie sich einen jährlichen Auslandsurlaub mit ihrem Sohn gönnen konnte, stand für Katarina damals nie in Frage. Dann wurden in dem Verlag, in dem sie arbeitete die Prozesse „optimiert“. Die ominösen Begriffe Rationalisierung und Konsolidierung machten die Runden. Am Ende des Prozesses standen mehrere Redakteure auf der Straße. Es waren überwiegend die Älteren, die übertariflich bezahlten wie Katarina – sie waren zu teuer und wurden einfach weg rationalisiert. Selbst über die Sozialauswahlkriterien sah der mächtige Arbeitgeber hinweg. Unter dem schönen Deckmantel der „betriebsbedingten Kündigung“ konnte deshalb sogar eine Alleinerziehende mit jahrelanger Firmenzugehörigkeit gekündigt werden. Niemals hätte sich die gut ausgebildete Fünfzigjährige träumen lassen, dass sie danach keine Stelle mehr finden, niemals, dass sie bald zu denen gehören würde, die neudeutsch als das „akademische Prekäriat“ bezeichnet werden. Armut – das war früher ein Schicksal, dass Menschen ohne Berufsausbildung oder Schul- und Studienabschluss betraf. Weiter lesen … Angst vor der Armut
Schlagwort: Alleinerziehend
„Ich sprüh’s auf jede Wand. Neue Männer braucht das Land“, sang Ina Deter vor einem Vierteljahrhundert. Siebenundzwanzig Jahre später findet man sie immer häufiger, die neuen Männer und Väter. Doch so richtig zahlreich sind sie noch immer nicht.
Als die Frauenzeitschrift „Brigitte“ vor kurzem ein Dossier zum Thema „Allein erziehend“ veröffentlichte, ging es darin fast nur um das Los der Mütter, die ohne Partner ihre Kinder großziehen. In den letzten Jahren ist die Zahl der Ehepaare mit Kindern zurückgegangen (2006 um 16%), die Zahl der kinderlosen Ehen und die Zahl der Alleinerziehenden haben dagegen zugenommen. Fast jedes fünfte Kind lebt inzwischen in einer Einelternfamilie, die meisten von ihnen bei ihren Müttern. Das heißt, die meiste Erziehungsarbeit wird auch im 21. Jahrhundert von Müttern geleistet. Trotz des gesellschaftlichen Wandels und der veränderten Lebensformen haben wir immer noch das Modell der 50er Jahre vor Augen: Mutti kümmert sich.