Shanty Sänger Reloaded
Die wahre Geschichte der Fischer aus Port Isaac, die mit ihren Seemannsliedern 2010 die britischen Charts eroberten (11 Wochen lang unter den Top 10-Alben), wurde bereits 2019 erfolgreich verfilmt. Nun wird diese weitererzählt. Das Drehbuch schrieben wieder Meg Leonard und Nick Moorcroft, die diesmal auch die Regie übernahmen.
Der Erfolg hat nicht nur das Leben der Chormitglieder und ihrer Familien, sondern auch das Fischerdorf an der Küste Cornwalls stark verändert. Wie es mit Ruhm und Erfolg so ist, zieht Port Isaac nun Touristen an, die Immobilienpreise steigen und mit der Ruhe vor dem Song ist es vorbei. Jim (James Purefoy) ist der ganze Rummel too much. Seit dem Tod seines Vaters, Gründungsmitglied des Chors, hat er keine Lust mehr – auch nicht auf die Einhaltung eines zweiten Plattenvertrags mit Universal Music. Weder die aus London angereiste Music Managerin Leah Jordan (Jade Anouka) noch seine Mutter Maggie (Maggie Steed), können den sturen Fisherman zum Weitersingen bewegen. Und dann gibt es auch noch ein neues Chormitglied, Morgan (Richard Harrington), mit dem sich Jim partout nicht vertragen will. Das kommt dem Chef der Plattenfirma gerade recht, da er ohnehin den Vertrag kündigen will. Doch der Rest des Chors hat auf den Plattenvertrag gesetzt. Und so versuchen sie, Jim umzustimmen. Allein die Sängerin Aubrey, gespielt von der irischen Folk-Ikone Imelda May, die in Port Isaac etwas Ruhe vor Paparazzi sucht, scheint Jims weichen Kern zu verstehen. Das Einzige, was Jim noch mal zum Singen bewegen könnte, wäre eine Einladung, in Glastonbury aufzutreten. Also fädelt Maggie mit List und Langusten das auf ihre Art ein. Doch bevor die singenden Männer die Bühne betreten, gibt es vorher eine waghalsige Rettungskation.
„Fisherman’s Friends 2“ ist eine gefällige Milieuschilderung, die eine herzliche Story über raue Männer mit dem Herz am richtigen Fleck erzählt. Das alte traditionelle Leben in einem Fischerdorf wird herrlich romantisiert. Hier gibt es noch ein Gefühl von Heimat, Tradition, Liebe und Zusammenhalt. Auch deshalb hat sich Aubrey schließlich dorthin verzogen. All das, so impliziert der Film, geht verloren, wenn man zu viel London, Fortschritt, Neuzeit und Wokeness reinlässt. Ein bisschen Kritik an zu viel „Traditionsliebe“ gibt es aber auch, etwa wenn eine Reporterin das Interview mit einem Chormitglied abrupt abbricht, weil dieser sich sexistischer Begriffe bedient, wie es harte Kerle nun mal schon immer getan haben. Jene, die in See stechen sowieso. Allzu hart fällt die Kritik jedoch nicht aus. Der arme Kerl hat keine Ahnung, was er verbrochen haben soll und man hat fast Mitleid mit ihm. Auch wenn der Film also ein wenig Fortschrittskritik übt, bleibt diese mild und fast wohlwollend. Die Musik, das Meer, die Liebe – das sind die Themen und machen den Film zu einem idealen Feelgood-Sommerfilm. Schließlich will Mensch nicht immer nur Problemfilme gucken.
(aus Choices)