Stadtkind Pauline bekommt große Augen. „Papa, was ist das?“ fragt sie, als ein ihr unbekanntes Tier in Großformat auf der Leinwand erscheint, Kurz danach folgt bei einer Liebesszene „Papa, was machen die da?“, dann ein „Warum?“ und nach knapp 20 Minuten „Papa, ich will lieber in den Kindergarten“. Pauline und ihr Filmkritikerpapa verlassen das Kino.
Trotz des Prädikats „besonders wertvoll“ vermag der Film nicht die Aufmerksamkeit der kleinen Zuschauerin zu halten. Dabei sind die Bilder, die Dokufilmer Dominique Garing und Frédérique Goupil präsentieren, wirklich beeindruckend. Ihr Film – eine Mischung aus Dokumentation und Fiktion – zeigt, wie Bauernhoftiere unter freie, artgerechtere Haltung leben könnten. Auf der fiktiven Farm bekommen die Tiere dazu Gelegenheit als der Bauer ins Krankenhaus muss, und sie sich selbst überlassen sind. Neben den aus zahlreichen Bilderbüchern bekannten Top 10 , darunter Katze, Kuh, Kaninchen und Huhn, zeigt der Film auch weniger bekannte Tiere wie Marder oder Eule in ihrem natürlichen Habitat.
Außergewöhnliche Aufnahmen von Balzritualen, Nestbau und Geburtsszenen zeigen authentisches Tierleben. Und auch der Tod wird nicht ausgespart, „Es ist hart, groß zu werden“, sagt die Erzählstimme am Ende des Films, als die Ferkel in den Transporter steigen. Als Informationsfilm über die Art, wie Tiere leben ist diese ungewöhnliche Produktion hervorragend geeignet. Und weil der Film so gut gemacht ist, wünscht man ihm auch viele Zuschauer. Doch ich befürchte, dass die erzählte Story zu dürftig ist, um Kinder 90 Minuten lang zu fesseln.
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Regie: Dominique Garing
Deutsche Fassung erzählt von Luise Bähr
Kinostart: 9. September
FSK-Freigabe: Ohne Altersbeschränkung
Mit leichter Verspätung kommt Dani Levy ins Atelier Kino zur Aufführung seines neuen Films „Das Leben ist zu lang“.
Seine letzten Filme „Alles auf Zucker“, und „Mein Führer“ sahen über 1,5 Millionen im Kino. Und auch das Atelier ist an diesem Abend ausverkauft. Gerade noch beim WDR in Köln, geht es nach dem Besuch in Düsseldorf direkt weiter nach Essen. Am Vorabend war noch große Premiere in Berlin. Das klingt nach Stress und Zeitdruck. Doch Levy, lässig in Jeans, mit geblümtem Hemd und Sakko, wirkt kein bisschen gehetzt oder ungeduldig. Auch nicht, als mein Aufnahmegerät den Geist aufgibt, ein TV-Team wartet und die ersten Zuschauer Autogramme von ihm wollen. Er nimmt sich Zeit, geht auf Fragen ausführlich und freundlich ein, macht Witze und nimmt seine Gegenüber ernst.
Herr Levy, die Hauptfigur Ihres neuen Films hat mehr Zeit, als ihr lieb ist. Alfi Seligers Leben ist zu lang. Wie sieht das bei Ihnen aus?
D.L.: Mein Leben ist gefühlt zu kurz. Es ist ein Paradox. Wir leben nicht mehr natürlich und organisch, sondern das Leben muss verwaltet werden. Zeitmanagement gehört zum Zeitgeist. Wir glauben, wenn wir wenig tun, leben wir nicht genug. Die Tage sind zu kurz, die Zeit mit den Kindern ist zu kurz, die Zeit, die man hat, einen Film zu realisieren ist zu kurz…
Trotzdem ist der Film fertig geworden. Und wieder wird der Vergleich zu Woody Allen gestellt. Selbst der Namen Ihrer Hauptfigur klingt wie Allens Stadtneurotiker Alvy Singer.
D.L.: Da war mein Unterbewusstsein wohl am Werk, denn das sind keine geplanten Parallelen. Aber ich verehre und liebe Woody Allen, er ist mein Ziehvater, gehört zur „Familie“. Er zeigt auf komödiantische Art, wie Menschen mit dem Leben hadern, war Vorreiter in der Kunst, die Realität zu reproduzieren. Das versuche ich auch zu tun. Sein Arbeitstempo bewundere ich auch sehr. Wenn der einen Film im Kino hat, dreht er schon den nächsten und hat einen Dritten in Vorbereitung. Bei mir kommt ein Film, dann erst mal zwei Jahre nichts.
Sind Sie also auch ein intellektueller Filmemacher wie Allen?
D.L.: Ich mache unterhaltsame Filme, die den Zuschauer fordern und vielleicht verstören, aber populär bleiben. In meinen Filmen steckt auch Philosophisches, aber ich würde sie nicht als intellektuelles Kino bezeichnen.
Wie viel von Ihnen steckt in Alfi Seliger, einem jüdischen Filmemacher in der Krise?
D.L.:Er ist nicht ich, auch wenn er mir häufig aus der Seele spricht. Ich habe auch Höhen und Tiefen erlebt, doch fühle ich mich wesentlich privilegierter und etablierter als er. Aber letztendlich ist er eine lustvoll erfundene Figur. In den meisten von uns steckt ein Stück Alfi Seliger.
Sie rechnen bei allem Humor ziemlich hart mit Ihrer Branche ab…
D.L.: Als Abrechnung mit der Branche sehe ich das nicht. Was man hier sieht ist nur Alfi Seligers Albtraum, die überspitzte prekäre Situation, in die ihn Dani Levy schickt. Es war schon immer schwierig, Projekte zu verwirklichen, und man trifft dabei manchmal auf ähnliche Figuren, wie die in meinem Film. Wenn es als Abrechnung gedacht wäre, hätten nicht alle mitgespielt. Mich haben sogar Leute angerufen, die noch mitmachen wollten.
Das Cast liest sich wie ein who is who des Deutschen Films: Veronica Ferres, Heino Ferch, Yvonne Catterfeld, Gottfried John, um nur einige zu nennen. Ob diese Namen reichen, Millionen von Menschen ins Kino zu locken? Die Kritiken zu „Das Leben ist zu lang“ sind nicht gerade berauschend. Deshalb bittet der Regisseur das Publikum im Atelier um tatkräftige Unterstützung. „Erzählen Sie es Ihren Freunden auf Facebook, oder twittern Sie’s. Aber tun Sie’s innerhalb der nächsten 96 Stunden. Filme haben eine kurze Halbwertzeit“.
Und weil Dany Levi so sympathisch rüber kommt, ist es gut vorstellbar, dass sie es tun werden. Dann ist er auch schon weg, denn auch in Essen muss an diesem Abend für den Film getrommelt werden. NRZ-Dani Levy-30-08-10
Für alle Jungs, die nicht gerne lesen, hatte ich im letzten Herbst „Gregs Tagebücher“ empfohlen. Wer einmal mit deren Lektüre anfängt, ist angefixt. Jeff Kinneys Bücher, eine geniale Mischung aus Roman und Comic, schildern mit viel Witz die Alltagsprobleme des 13-jährigen Titelhelden, die sich um Eltern, Geschwistern, Freunde und Schule drehen.
Hiesige Fans mussten lange warten, aber inzwischen ist auch der vierte Band auf Deutsch erschienen.
In „Ich war’s nicht“ begegnen wir einen Greg, der zwar ein Jahr älter, aber kein bisschen geläuterter ist. Es sind wieder Sommerferien und Greg hat ganz viel Zeit über sich und sein hartes, ungerechtes Leben zu sinnieren. Dass er bei strahlendem Sonnenschein nicht den ganzen Tag vor dem Fernseher abhängen darf, dass seine Mom es nicht lassen kann, ihn fürs Lesen begeistern zu wollen, dass er zu Familienausflügen gezwungen wird, zum Geburtstag aber trotzdem nie das bekommt, was er sich wünscht, dass er für angehäufte Schulden gerade stehen muss … Die Liste der Ungerechtigkeiten, die Greg widerfahren, ist schier unendlich.
Wieder einmal gelingt es Jeff Kinney die Erlebnisse seines jugendlichen Helden treffsicher und mit unglaublich viel Humor zu schildern. Allein in den USA haben sich Gregs Tagebücher schon mehr als 24 Millionen Mal verkauft, die ersten beiden Bände standen über 80 Wochen lang auf der New York Times Bestseller-Liste! Und es war nur eine Frage der Zeit, bis sich auch Hollywood den Pubertierenden annahm. Der erste Greg-Film „Diary of a Wimpy Kid“ hat in den USA direkt am ersten Wochenende Platz 2 der Kinocharts erobert. Ab dem 16. September ist er auch bei uns zu sehen. Greg trifft einfach haargenau das Lebensgefühl seiner Zielgruppe – überwiegend Jungs im ähnlichen Alter. Doch auch für Erwachsene sind Gregs Reminiszenzen eine äußerst vergnügliche und sogar lohnende Lektüre, denn sie gewähren Einblicke in die Hirn- und Denkstruktur von dreizehnjährigen Jungs.
Jeff Kinney: Gregs Tagebuch 4: Ich war’s nicht!
Baumhaus Verlag, ISBN 978-3-8339-3653-7, € 12,90, ab 10 Jahren