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Film und Buch

Neu restauriert: Mandabi, eine Geschichte über koloniale Kontinuitäten, Armut, Korruption

Der senegalesische Autor und Filmemacher Ousmane Sembène wird oft als Vater des afrikanischen Kinos bezeichnet. Sein Spielfilm MANDABI, der auf einer Kurzgeschichte Sembènes basiert, premierte 1968  bei den Filmfestspielen in Venedig und wurde mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet. Mandabi war der erste Film, der komplett in einer afrikanischen Sprache – Wolof -gedreht wurde und ist somit ein Meilenstein auf dem Weg zu Sembènes Traum von Kino von, über und für Afrikaner.

Der Film ist nun in einer restaurierten Fassung zu sehen und ist, über fünfzig Jahre nach seiner Premiere, immer noch aktuell.. Es geht im Film um eine Gesellschaft, die von Kolonialismus gezeichnet ist, und in der Korruption, Gier und Armut zum Alltag gehören. Das war 1968 so – und das ist in vielen afrikanischen Ländern auch 2021 nicht viel anders.

Protagonist der Geschichte ist der arbeitslose Ibrahima Dieng, (Makhouredia Gueye) der eines Tages eine Postanweisung in Höhe von 20.000 Francs von seinem Neffen, einem Straßenfeger in Paris, erhält. Zweitausend Francs soll Ibrahima für sich behalten, den Rest soll er für den Neffen aufbewahren. Doch die Nachricht über das viele Geld aus Paris verbreitet sich rasant und bald wollen alle – Familienmitglieder, Nachbarn und korrupte Beamten – ein Stück von Ibrahimas vermeintlichem Reichtum abbekommen. Doch ohne Ausweis und Geburtsurkunde kann Ibrahima den Check gar nicht einlösen. Der Film schildert seinen Weg durch den absurden und korrupten bürokratischen Dschungel Senegals. Eine Geschichte, die  genausogut in Nigeria, Ghana oder Kamerun spielen könnte.

Die DVD /BLU-ray enthält einige Extras, darunter Kommentare der Filmemacher Sama Gadjigo und Jason Silverman, ein Interview mit Alain Sembène, ein Gespräch mit dem Autor Boubacar Boris Diop und einiges mehr.

DVD erhältlich ab 24.06.2021, Sprachen Deutsch und Wolof mit deutschen Untertitel, Preis:  11,99€

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Familie-Erziehung-Beziehung Film und Buch

Das Buch vom Antirassismus

Was ist Rassismus? Woher kommt Rassismus? Warum gibt es bis heute Rassismus? Wie erkenne ich Rassismus? Dies sind Fragen, denen Tiffany Jewell in „Das Buch vom Antirassismus“ für jugendliche Leser*innen ab etwa zehn Jahren nachgeht. Schwere Fragen und ein gewichtiges Thema – doch die bunte Aufmachung des Buches mit den lebendigen Zeichnungen der Illustratorin Aurélia Durand und die lockere, kind- und jugendgerechte Sprache sorgen dafür, die Zielgruppe nicht abzuschrecken. Die Autorin führt ihre Leser*innen in 20 Kapiteln durch die Geschichte des Rassismus.

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Film und Buch Gesellschaft und Umwelt

Das neue Evangelium

Wer „Das Kongo Tribunal“ gesehen hat, weiß, dass Milo Rau kein Wohlfühlkino macht. Mit seinen Filmen zeigt er auf Missstände, die der Globalisierung geschuldet sind. So auch in seinem neuen Film „Das neue Evangelium“.

In dieser Produktion wandelt er auf den Pfaden von Pier Paolo Pasolini („Das 1. Evangelium“, 1964) und Mel Gibson („Die Passion Christi“, 2004), die beide Filme über das Leben Jesus’ in der süditalienischen Stadt Matera gedreht haben. In Matera ist auch Raus Film entstanden, ein Film, der sich von den zwei genannten Werken jedoch grundlegend unterscheidet. Denn „Das neue Evangelium“ ist kein Spielfilm, sondern eine seltsam hybride Produktion, die einerseits in der biblischen Vergangenheit spielt, aber gleichzeitig im hier und jetzt verankert ist. Als Zuschauer:in hat man das Gefühl, bei einem Filmdreh dabei zu sein, einer Art „Making of“ beizuwohnen. Wann geht der eigentliche Film los, fragt man sich. Bis man merkt: man ist schon mittendrin im Film, der einerseits die Geschichte des Schwarzen Aktivisten Yvan Sagnet und gleichzeitig die von Jesus erzählt.

Yvan Sagnet setzt sich für die Rechte afrikanischer Geflüchteter ein, die als billige Tagelöhner Orangen und Tomaten ernten. Hunderte von ihnen leben in einem heruntergekommenen Flüchtlingscamp in Matera, ohne Strom, ohne Wasser, ohne Papiere, ohne Krankenversicherung, ohne Rechte. Genau für solche Menschen, die Entrechteten, die Leidenden, die Unterdrückten ist Jesus auch eingetreten. Und so spielt Yvan Sagnet gleichzeitig auch Jesus. Im Film wechselt er ständig zwischen den Rollen und zwischen biblischen Szenen, in denen er mit seinen Jüngern – darunter übrigens auch Frauen – spricht und betet, und aktuellen Szenen, in denen er Geflüchtete besucht und sie zum Protest aufruft, oder in denen er auf einer Piazza auch direkt Touristen anspricht, die mit ihren Handys Filmszenen aufnehmen oder Selfies mit den Schauspielern machen. Neben Sagnet spielen internationale Schauspieler:innen, die auch schon bei den Filmen von Gibson und Pasolini dabei waren. Auch Kommunalpolitiker und Bewohner von Matera machen mit. Regisseur Rau zeigt damit, dass die Thematik wirklich jeden von uns etwas angeht. Ob Christen oder Muslime, ob Geflüchtete oder Europäer – gemeinsam müssen wir eintreten für das Recht aller Menschen in Würde zu leben.

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