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Musik

Caroll Vanwelden “Sings Shakespeare Sonnets 3“

Die Trilogie ist nun komplett: Drei Jahre nach dem zweiten Album mit Sonetten von Shakespeare hat die belgische Sängerin Caroll Vanwelden nun 16 weitere Gedichte des Barden von Stratford upon Avon musikalisch vertont. Mit über 150 solcher „Klinggedichte“, wie sie im Barock genannt wurden, hat Shakespeare eine mehr als ausreichende Materialvorlage geliefert, von denen die Sängerin nun insgesamt 48 vertont hat. Anders als viele Musiker*innen, die Shakespeare im barocken Stil vertonen, lässt Carol Vanwelden Shakespeare jazzig klingen.
Für ihr erstes Shakespeare Album hat die belgische Musikerin ausschließlich sogenannte Prokreations-Sonette gewählt, die thematisch von der Unbeständigkeit aller Dinge und der Vergänglichkeit des Lebens handeln. Für das zweite Album wählte sie Gedichte, die die vielen Facetten der Liebe thematisierten. Nun auf dem dritten Album wählt die Sängerin Gedichte über das Leben, das Sterben und die Zeit dazwischen, die in der Regel nicht besonders rosig ist. Während in Liebesliedern meist die Schönheit der Geliebten besungen wird, wählt Vanwelden zum Auftakt ein Sonnet (130), in dem es um die totale Durchschnittlichkeit der Geliebten geht, die weder rote Lippen hat, noch wie Parfüm duftet und deren Stimme nicht wie eine schöne Melodie klingt. Damit setzt sie den Tenor für das Album. Es geht um die „conditio humana“, um Altern, Verfall und Mortalität: „Like as the waves make towards the pebbled shore / So do our minutes hasten to their end“. Und gerade deswegen auch um starke Gefühle, um Sexualität und Fortpflanzung, ohne die das menschliche Schicksal nicht zu ertragen wäre.

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Musik

Lizz Wright: „Grace“

Von 0 auf 100 – so könnte man die Karriere der US-Sängerin Liz Wright kurz zusammenfassen. Mit ihrem Debütalbum „Salt“ platzierte sich Liz Wright 2003 auf Anhieb unter den Top Ten der US-Jazz Charts. Ihre folgenden Alben „Dreaming Wide Awake“ und „The Orchid“, schafften es sogar unter die Top 3. Auf ihrem letzten Album „Freedom And Surrender“ hat Lizz Wright fast nur eigene Songs eingespielt. Damals wollte sie keine Coversongs aufnehmen. „Coversongs aufzunehmen ist, als würde man nach einer intensiven Recherche eine gute Hausarbeit abliefern. Das kann wirklich überraschend und auf gewisse Weise sehr kreativ sein“, hat sie damals gesagt. Mit ihrer nun sechsten CD „Grace“ präsentiert die Sängerin fast nur Coverversionen. Auf diesem Album hat sie also eine gute Hausarbeit abgeliefert. Die Aufgabe hieß wohl „Gospels und Spirituals“ und führt sie zurück zu ihren musikalischen Anfängen, die in einem Südstaaten-Gospelchor wurzeln. Auf „Grace“ lässt sie ihrer Kreativität in alten und neuen Songs ihren Lauf; sie kommen überwiegend im Gospelkleid daher, mit Orgelklängen und Hintergrundchor, klingen aber auch bluesig. Den Auftakt macht ein schwermütiges Lied („Barley“) aus dem zweiten Album („Live From Space“).

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Film und Buch Gesellschaft und Umwelt

Zeitbombe Welthunger

Kurz vor Weihnachten ist Manfred Heusers Buch „Zeitbombe Welthunger“ erschienen. Und ich habe es zwischen den Jahren gelesen.  Ausgerechnet zwischen Spekulatius, Stollen und Sternen aus Zimt, zwischen Einladungen zum Feiern – und vor allem, zum Essen, Essen und noch mehr Essen,  war dieses Buch, das von Massengräbern und vom Exodus von Millionen Menschen handelt, die gestorben sind oder sich auf Wanderschaft begeben müssen, weil sie nichts mehr zu essen haben, wirklich schwere Kost!

Weltweit hungern nach Schätzung der Vereinten Nationen 815 Millionen Menschen. Während die Zahlen seit 1990 kontinuierlich zurückgingen, sind sie in 2017 wieder angestiegen. Über 800 Millionen Menschen haben nicht genug zu essen – und  das in einer Zeit, in der es mehr Nahrungsmittel gibt als je zuvor.

Die große Mehrheit der Hungernden (98%) lebt in den Entwicklungsländern. Während alleine in Deutschland 18 Millionen Tonnen Nahrungsmittel jedes Jahr weggeworfen und vernichtet werden, weil wir hier zu viel haben, sieht man hungernde und bettelnde Menschen in allen Ländern des globalen Südens. Und sie werden immer mehr.

Konsumrausch und Wegwerfmentalität im globalen Norden, Mangel und Notstand im globalen Süden.

Warum müssen Menschen in einer reichen Welt hungern? Diese Frage stellt sich Manfred Heuser in seinem Buch und geht den Ursachen und Auswirkungen des Welthungers nach. Ursachen für die Nahrungsmisere gibt es viele. Diese reichen vom Klimawandel über Kriege und Bevölkerungswachstum bis hin zu Landgrabbing. Auch die Globalisierung treibt den Hunger voran. Die Industrialisierung der Nahrung sowie die weltweiten Produktions- und Vertriebsketten haben zu neuen Problemen geführt, wie etwa Stickstoffsättigung der Böden und verseuchte Grundgewässer. Ferner bestimmt eine gleichgeschaltete Werbung, was heute in der Welt gegessen wird. So ändern sich überall die Essgewohnheiten – weg von einer ballaststoffreichen pflanzlichen Ernährung hin zu einem zunehmenden Verzehr von tierischen Produkten. Überall auf der Welt findet man mittlerweile in  Großstädten dieselben bekannten Fast-Food-Marken.

Gleichzeitig diskutiert der Autor mögliche Lösungen, wie der Hunger  aus der Welt geschafft werden könnte. Die Länder der Welt haben 2015 gemeinsam beschlossen, bis 2030 den Hunger in der Welt zu beenden und die Armut zu verringern. (SDG 1) Dafür ist ein Umdenken im Welthandelssystem nötig. Doch auch in der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit muss sich etwas ändern. Der Autor sieht auch Mikrokredite oder Fair Trade nicht nur positiv. „Sie stammen … aus dem Werkzeugkasten des kapitalistischen Systems“, schreibt er, und sie haben nicht selten negative Auswirkungen für die Menschen in den Entwicklungsländern. Die Lösung sieht er in der Selbstversorgung und in einer Einschränkung der weltweiten Personenfreizügigkeit. „Wenn eine Wanderbevölkerung entsteht, die es dem Kapital nachmacht …dürfte die Landwirtschaft in den armen Ländern noch weiter vernachlässigt werden.“ Deshalb müssten alle Anstrengungen dahin zielen, die landwirtschaftlichen Bemühungen von Klein- und Kleinstbauern zu unterstützten, um dadurch die ländliche Bevölkerung in den Entwicklungsländern vom Abwandern in die Metropolen oder gar in andere Länder zu hindern. Gelingen kann das nur, wenn es in der Weltgemeinschaft mehr Solidarität gibt und weniger Gier. Das, jedoch, klingt nach Utopia. (ado)

Manfred Heuser: Zeitbombe Welthunger – Massengräber, Exodus oder Marshallplan, Tectum Sachbuch, 2017, 418 Seiten, 19,95 €, ISBN 978-3-8288-4036-2